Nachdem ich in Dunedin weg bin, dachte ich, ich geh jetzt ein wenig die unendlichen Strände am Südende der Catlins geniessen. Doch nach langer Fahrt dort angekommen, erwartete mich kaltes windiges Wetter. Von geniessen keine Spur. Da es eh schon späterer Nachmittag war, machte ich mich schlau, was ich mir am nächsten Tag alles anschauen würde.
Der nächste Tag begann wettermässig ganz vielversprechend. Die Sonne schien.
Mein erstes Ziel war der südlichste Punkt vom neuseeländischen Festland, Slope Point. Hier hatte ich eine ganz persönliche Mission geplant. Mein Ehering sollte hier das Zeitliche segnen, bzw. sich auf eine neue Reise machen. Wie es in Neuseeland so ist, wechselt das Wetter im Minutentakt und bis ich bei Slope Point angekommen bin, sind die Wolken aufgezogen und ein stürmischer Wind blies. Ich fand es ganz passend für meine Aktion.
Leider war grad Ebbe, so dass das Wasser ein gutes Stück weg war, der Ring liegt nun irgendwo auf einem Felsen oder wurde in der Zwischenzeit von der Flut weggespühlt, oder von einem Vogel geschnappt oder von Gollum gefunden. Was auch immer, für mich aus den Augen, aus dem Sinn und damit die letzte Abschiedsaktion aus der Beziehung.
Weiter gings dann für mich nach Invercargill (da wollte ich einfach wegen dem Namen hin) und Bluff, die südlichste Hafenstadt von Neuseeland. Viele meinen, dort sei auch der südlichste Festlandpunkt, aber wie geschrieben, das ist Slope Point. Hab ich schon erwähnt, dass das Wetter minütlich wechselt. Die wieder erschienene Sonne verleitete mich dazu, zurück zum Hostel ein wenig an den Strand zu liegen, nur um gleich wieder ins Zimmer zu gehen, weil es – kaum war ich dort – angefangen hat zu regnen. Und dann schiffte es in Strömen den ganzen restlichen Abend.
Der nächste Tag war Abreisetag und weil ich genug von schlechtem Wetter hatte, wollte ich zurück in den Norden. Aus finanziellen Gründen habe ich die bereits schon befahrene Ostküste gewählt, sie ist weniger touristisch und daher übernachtungstechnisch günstiger.
Diese Entscheidung gab mir die Gelegenheit, die auf dem Hinweg wortwörtlich links liegengelassenen Sehenswürdigkeiten doch noch zu besuchen, wie die Cathedral Caves (Höhlen, die nur bei Ebbe besucht werden können) und den Putakaunui-Wasserfall.
Das Witzige am Ganzen: Zu Hause in meinem Fitnesszenter konnte ich auf dem Laufband verschiedene Routen laufen mit gefilmten Aufnahmen der Orte, dazu gehörte auch die Südinsel von Neuseeland. Ich hörte dabei immer Hörbucher. Wie ich nun zu den Cathedral Caves runterspazierte (15min runter…für den Aufstieg brauchte ich 1/2h 😂), hatte ich diese Stimme vom Hörbuch in Gedanken im Ohr – nicht , was er sagte, nur die Stimme. Das fühlte sich ganz lustig an.
Die Catlins sind sehr eindrücklich, Regenwaldberge, die untend in wundervolle Sandstrände münden. Zu Fahren sind sie etwas anstrengend, da sehr kurvig und man kommt so nicht wirklich vorwärts. Und irgendwie passt es, dass, wenn man überhaupt einen Radiosender empfängt, es der mit klassischer Musik ist, die dann die ganze Szenerie, durch die man fährt melodramatisch untermalt.
Nach der Erfahrung mit dem Hostel – es war ok, aber mehr auch nicht, alles wirkte irgendwie heruntergekommen – buchte ich für die Fahrt in den Norden Airbnbs. Immer nur Räume bei jemandem im Haus.
Es hat sich herausgestellt, dass dies eine sehr gute Entscheidung war, bei beiden Übernachtungen, bei denen ich seither war, wurde ich sofort behandelt, wie wenn ich zur Familie gehöre und wurde verwöhnt nach Strich und Faden. Der Komfort überwiegt die Ausstattung eines Hostels bei weitem trotz meist günstigerem Preis. Aber ja, man braucht halt auch ein Auto, um dahin zu kommen.
Ich bin weiterhin auf meinem Weg in den Norden mit der Hoffnung auf noch besseres Wetter. Die Temperaturen sind langsam erträglicher, von wirklich Sommer kann man aber noch nicht sprechen.