ein Jahr, worüber alle reden #2020

Es hatte grandios angefangen, dieses 2020. In Singapur an der Marina Bay mit bombastischem Feuerwerk zusammen mit Sinira und ihrem Freund Cedric. Rein in mein Reiseabenteuer in Neuseeland, 7 Wochen ganz für mich alleine, mit dem kleinen Auto vor mich hintuckern, von der südlichsten Spitze bis ganz in Norden dieses wunderbaren Landes. Viele tolle Leute habe ich kennen gelernt, viele Schönes erlebt, manchmal einsam gefühlt, meist aber einfach die Zeit für mich genossen.

Und dann zurück in der Schweiz hat Corona die Welt in den Griff genommen. Kaum mit der Arbeit begonnen, wurde Home Office angeordnet. Das kam mir eigentlich sehr entgegen. Ich war mental noch nicht wirklich zurück unter den vielen Leuten. Ich genoss die Ruhe zu Hause, das nichts tun, dieses weiterhin entschleunigt sein – eine Fortsetzung meiner Ferien quasi. Einfach, dass ich mir nicht überlegen musste, was ich den ganzen Tag zu tun habe. Danke meiner neuen Aufgabe als Elearning-Supporterin war mir nie langweilig. Einzig das alleine Joggen fand ich langweilig. Meine Jogging-Freundin fehlte mir, auch wenn ich von ihr regelmässig mit Kuchen und sonstigen Köstlichkeiten verwöhnt wurde. Sie nutzte die Home Office Zeit, um ihre Backkünste zu perfektionieren.

In dieser Zeit starb mein geliebter Kater, 15 Jahre alt. Also ich gehe davon aus, dass er gestorben ist. Er hat mich eines Tages verlassen und ist nicht mehr gekommen. Suchanzeigen waren erfolglos.
So schön das Home Office auch war, etwas einsam war es dann ohne Kater aber doch. So hielten Ende Frühling zwei neue Büsis in meiner Wohnung Einzug.

Wettertechnisch rutschte ich vom Sommer in Neuseeland in einen wunderbaren Frühling, voll Sonnenschein und Wärme. Man merkte kaum den Übergang zum Sommer, ausser, dass die Tage länger und noch etwas heisser wurden.

Anfangs Sommer durften wir dann endlich wieder zu zweit joggen gehen, es schien so, dass etwas Normalität Einzug hielt, die Pandemie die Welt etwas aus ihrem engen Griff entliess. Ich lernte, wie toll es ist, sich in der Aare treiben zu lassen,genoss das Kajak fahren auf dem Rhein und war froh, einfach wieder mal Freunde zu treffen.

In all dieser guten Zeit hatte ich mich entschlossen, endlich vernünftig zu sein und mir eine Wohnung zu nehmen, die mehr meinem Budget entsprach. Und so zog ich im Oktober in meine neue Wohnung und wurde von den Nachbaren von Anfang an warm empfangen. Es hätte keine bessere Entscheidung sein können.

Und dann kam die 2. Welle – erneut Home Office. Hatte ich es in der 1. Welle einfach als eine Fortführung meiner Auszeit gepaart mit Arbeit empfunden, bei der ich keine Mühe damit hatte, die einzelnen Tage zu unterscheiden, fiel es mir in der 2. Welle deutlich schwerer. Das Home Office genoss ich nach wie vor, aber das zunehmend grauere und kältere Wetter drückte schwer auf meine Motivation. Irgendwie verschwommen die Tage, ich wusste morgens oft nicht, welchen Tag wir haben. Ich sehnte die Ferien herbei, nicht das Fernweh plagte mich, sondern ich sehnte mich einfach nach nichts tun – ausruhen, die dunklen Tage zu Hause unter der Decke geniessen.

Das Jahr geht heute zu Ende. Ein seltsames Jahr. Ich werden davon meiner Enkeltochter erzählen, die nächstes Jahr auf die Welt kommt. Dieses Jahr hat nicht nur Schlechtes gebracht.

Nachtrag Neuseeland Nr. 9 – NZ Sevens Hamilton

New Plymouth war ja nur ein Zwischenhalt auf dem Weg zu meinem grossen Highlight auf dieser Reise. Darauf hatte ich mich schon fast 1 Jahr gefreut und zwar seitdem ich auf dem Laufband im Fitness Center davon gelesen habe. Ja, richtig…. auf dem Laufband im Fitness Center kann man Strecken ablaufen, unter anderem auch Neuseeland. Und da filmen sie doch tatsächlich die bunt kostümierten Besucher des New Zealand Sevens. Dabei handelt es sich um ein internationales Rugby-Turnier, in welchem die besten Rugby-Nationalmannschaften gegeneinander spielen. Jedoch nur mit 7 Spielern pro Mannschaft. Das macht das Spiel schnell und spannend. Und ein “Goal” heisst im Rugby “Try”. Dabei ist es ja gar kein Versuch mehr, sondern eben ein erfolgreicher Abschluss.

Ihr habt jetzt sicher das Gefühl, ich bin voll die Rugby-Kennerin… Hahaha… keinen blassen Schimmer habe ich von Rugby. Aber es ist ein Nationalsport von Neuseeland und ich sehe gerne Sport, so wollte ich das sehen und was man nicht weiss, kann man das lernen. Zumindest glaubte ich das. Rugby ist aber sehr komplex und auch wenn ich das Glück hatte, neben zwei absoluten Cracks zu sitzen, von denen sogar einer noch Deutsch sprechen konnte, habe ich nur einen Bruchteil der Regeln verstanden.

Ich hatte das ganze 2019 darauf gewartet, dass die Tickets in den Vorverkauf kommen, damit ich wirklich welche bekomme. Das ist wie wenn man auf einen Künstler wartet und dann kündet er endlich ein Konzert in der Schweiz an und man rennt los, damit man sicher ein Ticket bekommt.

Es war ein super tolles Erlebnis, zwei Tage an diesem Turnier, 2 ganz tolle Menschen kennen gelernt, eine super Airbnb-Vermieterin, die ich von anfang an ins Herz geschlossen habe, perfektes Wetter, 2 Tage strahlender Sonnenschein. Und hey, ich habe zwei Hakas live gesehen. Gewonnen haben nämlich sowohl bei den Frauen – die übrigens genau so bejubelt wurden wie die Männer – als auch bei den Männern die Neuseeländer und das laut meinen neu gewonnen Freunden seit langem zum ersten mal wieder.

Nachtrag Neuseeland Nr. 8 – New Plymouth

Da ich aufgrund der aktuellen Corona-Situation gezwungen bin, zu Hause zu bleiben, kann ich endlich verschriftlichen, was ich in Neuseeland auf der Nordinsel so alles erlebt habe. Es wäre auch ganz und gar ungerecht der Nordinsel gegenüber, wenn ich es nicht tun würde. Habe ich schon erwähnt, dass mir die Nordinsel bedeutend besser gefallen hat als die Südinsel? Ich bin ja mehr so das Stadtkind und da bietet die Nordinsel einfach mehr davon, und ich brauche nicht die grossen Städte wie Auckland und – haha gross 😀 – Wellington, die kleinen Städte reichen mir vollkommen und von denen hat es auf der Nordinsel ganz viele.

Angefangen habe ich bei New Plymouth, an der Westküste der Nordinsel. Ein charmantes kleines Städtchen mit einem schönen Badestrand. Mein Airbnb lag in 15 Gehminuten vom Strand, aber leider durch 2 ziemlich grosse Strassen getrennt. Der Vermieter vom Airbnb hatte mir auch gleich ein paar Tipps gegeben, was man so machen kann. Und da ich nicht nur faul rumsitzen wollte, hab ich mich natürlich brav auf den Weg gemacht. Angefangen habe ich am 1. Tag mit dem New Plymouth Costal Walkway. Dieser Weg führt über gut 12,5km der Küste entlang. Sehr schön zum entlang laufen und einfach geniessen. Ich habe nicht die ganzen 12km abgelaufen, aber die berühmte Te Rewa Rewa Bridge musste ich natürlich sehen:

Am nächsten Tag machte ich mich dann auf zum Paritutu Rock. Ach wie harmlos der klingt…Mein Airbnb-Vermieter meinte auch, der sei ganz easy, ein kurzer Gang hoch und man hätte eine super Aussicht auf den Mt. Taranaki, den Haus-Vulkan von New Plymouth. Und er sieht ja auch überhaupt nicht bedrohlich aus dieser Rock.

Naja, ich lass mal Bilder sprechen:

Am nächsten Tag hatte ich Muskelkater “from Hell” und den Mt. Taranaki hab ich auch nicht wirklich gut gesehen. Musste fast über eine Stunde dort oben warten, bis Wolken und Nebel verschwanden….Aber cool war es trotzdem :).

Eines der Highlights in New Plymouth war das Festival of Light im Paritutu Park. Sie haben einen grossen Teil des Parkes mit farbigen Lichtern geschmückt. Abends ab 22:00 Uhr gehts dann los und die Lichter werden angemacht. Der Wasserfall wird verschiedenfarbig beleuchtet. Sehr schön zu schauen.

Neuseeland Nr. 7 – Der Norden

Lange habe ich nichts mehr geschrieben und dabei doch so viel erlebt. Im Norden angekommen hätte fast jeder Tag einen Blogbeitrag verdient. Für ein paar der wichtigsten Stationen werde ich noch separat Artikel verfassen. In diesem hier heute geht es nur um eine Gesamtübersicht.

Der Norden hat mir deutlich besser gefallen als der Süden. Das Klima war angenehmer – manche würden es ja als heiss bezeichnen, ich nenn es Sommer – es gab mehr kleine Städte und nicht zuletzt hatte es natürlich auch damit zu tun, dass ich hier fest geplante Aktivitäten hatte wie das NZ Sevens (Rugby-Turnier), Hobbiton und das Queen-Konzert.

Die dreieinhalb Wochen sind rum wie im Flug und nun sitze ich hier in meinem zweitletzten Airbnb, auf einer Farm und geniesse die Ruhe. Noch ein wenig Relaxen, bevor es am Donnerstag wieder ins Flugzeug und nach Hause geht. Nächsten Montag ist wieder arbeiten angesagt.

Diese 7 Wochen waren ein tolles Erlebnis. Ich hatte viele Stunden ganz für mich auf den Highways, manchmal vor mich hinsinnieren, manchmal einfach nur glücklich geniessend, manchmal Hörbuch hörend, manchmal auch etwas einsam und traurig.

Ich habe viele schöne Gegenden gesehen, tolle Städte, nette Menschen kennen gelernt.

Das Wichtigste aber war: Ich hab diese Reise alleine gemacht und ich fand es unheimlich toll und würde es sofort wieder tun.

Ich bin nicht unglücklich, wieder nach Hause zu gehen. Endlich wieder in meinem eigenen Bett schlafen, endlich wieder in vertrauter Umgebung sein. Ich merke, wie ich es müde bin, mich dauernd auf neue Menschen einzustellen.

Aber noch geniesse ich etwas diesen tollen Tag, lass mich von der Sonne umarmen und hoffe, dass die Zeit stehen bleibt.

Neuseeland Nr. 6 – das Alleinsein

Wenn man alleine reist, sagt man, lernt man ganz viele Menschen kennen. Hmmm, das mag ja vor allem für Junge gelten, die sich in Backpackers Hostel treffen. Ich gebe zu, die Hostels waren nicht so meins, ich fühle mich in den Airbnbs wohler, da gibts meist mehr Komfort für das gleiche oder weniger Geld.

Das Alleinsein an sich macht mir nichts aus. Ich bin recht gerne allein. Das Problem ist mehr, dass wenn man auf so einer Reise ist, das Gefühl hat, dass man jeden Tag ein Riesenprogramm haben muss. Da ist keiner, der sagt, heute machen wir uns einfach einen gemütlichen Tag, legen uns irgendwo an einen Strand oder so. Gemütlicher Tag würde bei mir auch sowas wie zu Hause auf dem Gartensitzplatz oder Balkon bedeuten. Die meisten Airbnb hatten sowas. Aber man möchte ja nicht die wertvolle Reisezeit mit faul rumliegen vergeuden. Und so einen ganzen Tag am Strand liegen, das mach ich tatsächlich nicht gerne alleine. Und so muss man sich – alleine – immer wieder überlegen, was man am nächsten Tag macht.

Und das finde ich das Schwierigste an dieser Reise. Denn selbst zu Hause plane ich mich nicht nur um die Uhr durch, sondern geniesse sehr oft das Nichtstun.

Und manchmal fehlt auch jemand, der einen einfach auch für das eine oder andere motiviert, so dass man ab und zu seinen eigenen Schweinehund überwinden muss.

Trotz allem: ich geniesse das alleine reisen und nein, ich habe nicht wahnsinnig viele Leute kennen gelernt, aber bis jetzt stimmt es so für mich.

Neuseeland Nr. 5 – bye bye South Island

Ich bin in Picton angekommen – meine letzte Station auf der Südinsel. Morgen setze ich mit der Fähre auf die Nordinsel über. Irgendwie gibt es gar nicht mehr so viel zu erzählen, obwohl ich die letzten Tage sehr genossen habe. Das Wetter hat endlich zu Sommer gewechselt und es ist sonnig und warm.

Der Höhepunkt war natürlich meine Kajaktour, auf der wir Seehunde beim Essen gesehen haben. Das ist sehr eindrücklich und man kriegt auch ziemlich Respekt, wenn man diesen Seehund von so ganz nah sieht. Kajaken hatte ich mir einfacher vorgestellt, bzw. hatte ich einfacher in Erinnerung. Eine Erinnerung, die weit über 30 Jahre alt ist, da kann man schon so manches etwas verklärter sehen 😂.

Die letzten beiden Tage war ich in Nelson und entgegen meinem ursprünglichen Plan, die golden Bay zu besuchen, blieb ich beide Tage in der Stadt und spazierte diese ab. Mein Airbnb war genial gelegen, zu Fuss knapp 15min. vom Zentrum der Stadt. Ich bin einige Kilometer da rumgelaufen. In Nelson befindet sich das Zentrum von Neuseeland und nachdem ich schon den südlichsten Punkt gesehen habe, war dies natürlich ein Muss.

Und ich habe mir selbst ein Geschenk gemacht. In Nelson ist nämlich auch der Juwelier, der für den Film den EINEN Ring (korrekterweise muss man sagen, dass es mehrere waren) gemacht hat. Und so habe ich mir da eine Kopie in Silber gekauft – ich könnte ja behaupten, dass mir Silber besser steht, was wirklich so ist, aber es war mehr ein finanzieller Grund. Der Echtgold-Ring war einfach zu teuer.

Heute nun bin ich Picton angekommen, von hier geht die Fähre nach Wellington.

Rückblickend muss ich sagen, ich habe viele von den Naturschönheiten nicht gesehen, dafür die kleinen Städte lieben gelernt. Das passt auch besser zu mir, wusste ich zum vornherein, dass ich mich mit der Natur vermutlich eher schwer tue.

In diesem Sinne: bye bye South Island.

Neuseeland Nr. 4 – Curio Bay und Catlins

Nachdem ich in Dunedin weg bin, dachte ich, ich geh jetzt ein wenig die unendlichen Strände am Südende der Catlins geniessen. Doch nach langer Fahrt dort angekommen, erwartete mich kaltes windiges Wetter. Von geniessen keine Spur. Da es eh schon späterer Nachmittag war, machte ich mich schlau, was ich mir am nächsten Tag alles anschauen würde.

Der nächste Tag begann wettermässig ganz vielversprechend. Die Sonne schien.

Mein erstes Ziel war der südlichste Punkt vom neuseeländischen Festland, Slope Point. Hier hatte ich eine ganz persönliche Mission geplant. Mein Ehering sollte hier das Zeitliche segnen, bzw. sich auf eine neue Reise machen. Wie es in Neuseeland so ist, wechselt das Wetter im Minutentakt und bis ich bei Slope Point angekommen bin, sind die Wolken aufgezogen und ein stürmischer Wind blies. Ich fand es ganz passend für meine Aktion.

Leider war grad Ebbe, so dass das Wasser ein gutes Stück weg war, der Ring liegt nun irgendwo auf einem Felsen oder wurde in der Zwischenzeit von der Flut weggespühlt, oder von einem Vogel geschnappt oder von Gollum gefunden. Was auch immer, für mich aus den Augen, aus dem Sinn und damit die letzte Abschiedsaktion aus der Beziehung.

Weiter gings dann für mich nach Invercargill (da wollte ich einfach wegen dem Namen hin) und Bluff, die südlichste Hafenstadt von Neuseeland. Viele meinen, dort sei auch der südlichste Festlandpunkt, aber wie geschrieben, das ist Slope Point. Hab ich schon erwähnt, dass das Wetter minütlich wechselt. Die wieder erschienene Sonne verleitete mich dazu, zurück zum Hostel ein wenig an den Strand zu liegen, nur um gleich wieder ins Zimmer zu gehen, weil es – kaum war ich dort – angefangen hat zu regnen. Und dann schiffte es in Strömen den ganzen restlichen Abend.

Der nächste Tag war Abreisetag und weil ich genug von schlechtem Wetter hatte, wollte ich zurück in den Norden. Aus finanziellen Gründen habe ich die bereits schon befahrene Ostküste gewählt, sie ist weniger touristisch und daher übernachtungstechnisch günstiger.

Diese Entscheidung gab mir die Gelegenheit, die auf dem Hinweg wortwörtlich links liegengelassenen Sehenswürdigkeiten doch noch zu besuchen, wie die Cathedral Caves (Höhlen, die nur bei Ebbe besucht werden können) und den Putakaunui-Wasserfall.

Das Witzige am Ganzen: Zu Hause in meinem Fitnesszenter konnte ich auf dem Laufband verschiedene Routen laufen mit gefilmten Aufnahmen der Orte, dazu gehörte auch die Südinsel von Neuseeland. Ich hörte dabei immer Hörbucher. Wie ich nun zu den Cathedral Caves runterspazierte (15min runter…für den Aufstieg brauchte ich 1/2h 😂), hatte ich diese Stimme vom Hörbuch in Gedanken im Ohr – nicht , was er sagte, nur die Stimme. Das fühlte sich ganz lustig an.

Die Catlins sind sehr eindrücklich, Regenwaldberge, die untend in wundervolle Sandstrände münden. Zu Fahren sind sie etwas anstrengend, da sehr kurvig und man kommt so nicht wirklich vorwärts. Und irgendwie passt es, dass, wenn man überhaupt einen Radiosender empfängt, es der mit klassischer Musik ist, die dann die ganze Szenerie, durch die man fährt melodramatisch untermalt.

Nach der Erfahrung mit dem Hostel – es war ok, aber mehr auch nicht, alles wirkte irgendwie heruntergekommen – buchte ich für die Fahrt in den Norden Airbnbs. Immer nur Räume bei jemandem im Haus.

Es hat sich herausgestellt, dass dies eine sehr gute Entscheidung war, bei beiden Übernachtungen, bei denen ich seither war, wurde ich sofort behandelt, wie wenn ich zur Familie gehöre und wurde verwöhnt nach Strich und Faden. Der Komfort überwiegt die Ausstattung eines Hostels bei weitem trotz meist günstigerem Preis. Aber ja, man braucht halt auch ein Auto, um dahin zu kommen.

Ich bin weiterhin auf meinem Weg in den Norden mit der Hoffnung auf noch besseres Wetter. Die Temperaturen sind langsam erträglicher, von wirklich Sommer kann man aber noch nicht sprechen.

Neuseeland Nr. 3 – Dunedin

Dunedin wird morgen Geschichte sein für mich. Was für eine tolle Stadt, was für ein wundervoller Ort – wenn es nur nicht so scheisskalt gewesen wäre. Aber selbst die Neuseeländer meinten, es sei etwas aussergewöhnlich kalt. Meine AirBnb-Vermieterin hat sogar ihren Holzofen angefeuert und ich bin ihr ausserordentlich dankbar für den sehr effizienten Elektroheizofen in meinem Zimmer.

Es hätte noch so vieles zu sehen gegeben, die Baldwinstreet zum Beispiel, die ich jetzt tatsächlich ausgelassen habe zugunsten der Streetart-Bilder, die überall in der Innenstadt verteilt sind und zugunsten der Seehunde und Pinguine, die ich gestern auf einer Tour in Natura ohne Zooumgebung sehen durfte. Das war es wert. Sollte ich irgendwann wider Erwarten wieder mal nach Neuseeland reisen, dann gehört Dunedin sicher in die Planung. Ich lass diesmal aber lieber die Bilder sprechen (siehe Instagram hier und hier und hier und hier und hier), die sagen mehr, als ich hier erzählen könnte.

Ich weiss jetzt übrigens, wie sich mein Tankdeckel öffnen lässt – vorne unten neben dem Sitz (dort, wo wir Schweizer meist den Hebel für die Motorhaube haben….ich will ja jetzt nicht herausfinden müssen, wo dieser Hebel im Auto ist – und nein, es hat kein Büchlein, wo alles drin steht). Gezeigt hat mir das übrigens die Frau, vor deren Platz an der Tankstelle ich mich glaub vorgedrängt habe. Wieder mal so eine Sache von Rechts- und Linksverkehr. Bin glaub von der falschen Seite in die Tankstelle gefahren und habe mich so nicht schön brav in die Schlange gestellt, weil es auf meiner Seite ja auch keine hatte. Als sie festgestellt hat, dass ich nur eine dumme blonde Ausländerin bin, hat sie mir glaub verziehen.

Scheibenwischer statt Blinker immer noch öfters…aber ansonsten klappt das links fahren wirklich gut. Und in Neuseeland fahren ist angenehm, auch in den Städten. Erlebe nicht diese Aggresivität wie in der Schweiz, hier ist alles etwas relaxter.

In diesem Sinne: so long Dunedin, weiter nach Curio Bay.

Neuseeland Nr. 2 – endlich alleine

Weg von Auckland habe ich für 2 Nächte in Christchurch in einem ehemaligen Gefängnis übernachtet. Ich habe da ein 2er-Schlafsaal für Frauen gewählt. Meine Zellengenossin war eine Holländerin aus Den Haag. Ich kam ziemlich spät dort an und mit Nachtessen und so brauchte ich soviel Zeit, dass ich mich nicht mehr gross mit ihr unterhalten konnte. Sie ging am nächsten Tag auf eine Tour, so konnte ich meinen Tag ganz für mich gestalten.

Irgendwie hatte ich mir gar nicht so viele Gedanken gemacht, was ich in Christchurch überhaupt sehen wollte. Ich hatte mir ein paar Dinge rausgeschrieben, aber konkret geplant hatte ich nichts und daher auch keine Übersicht, wo was von den Sachen ist, die ich machen wollte.

Begonnen habe ich dann mit dem Christchurch Sunday Market. Er wurde auf der Website sehr farbenfroh beschrieben und ich stellte ihn mit als riesigen Bauernmakt in einer Mischung mit Flohmarktständen vor, auf dem ich mich sicher 2-3h rumlümmeln könnte.

Vielleicht lag es am Wetter oder die Neuseeländer verstehen unter grossem Markt etwas anderes als ich, aber es hatte vielleicht 20-25 Stände, die ich in einer 1\4h gesehen hatte. Christchurch hatte sich am Sonntagmorgen wettermäßig nicht gerade von seiner besten Seite gezeigt, konkret war es arschkalt und windig – was aber die Neuseeländer nicht davon abhielt, in kurzen Hosen und Flipflops an den Markt zu gehen. Ich habe aber Hühnerhaut an den Beinen gesehen – ich schwör!

Ich zumindest beschloss, irgendwohin zu gehen, wo es warm ist, ein Museum. Das internationale Antarctic-Museum kam da sehr gelegen. Halb so wild, dass es am anderen Ende der Stadt lag, oder fast…für etwas gibt’s Uber (übrigens alle Uber-Fahrer , mit denen ich gesprochen habe, machen das Teilzeit, studieren nebenbei oder einer hat noch eine Fahrschule…Ah ja, Story am Rande: bis vor kurzem mussten die Neuseeländer keine Autofahrprüfung machen. Die mussten lediglich mit einem Elternteil auf dem Amt vorbeigehen und der Elternteil musste bezeugen, dass er/sie dem Kind fahren beigebracht hat, das wars. Aber die Neuseeländer sind überzeugt, dass sie alle super Auto fahren und nur Ausländer und Migranten an Unfällen schuld sind – es gibt unterdessen eine Studie, die dies widerlegt. Neu müssen die Jungen jetzt eine theoretische und praktische Fahrprüfung ablegen).

Wo war ich? ….ach ja, beim Museum am anderen Ende und Uberfahrten. Ich wollte mit dem Bus gehen, ehrlich…aber wie schon erwähnt….arschkalt und irgendwie hab ich nicht geschnallt, auf welche Seite ich jetzt stehen muss und warten wollte ich auch nicht mehr.

Das Museum ist wirklich sehr interessant, aber 59NZ$ waren doch ein wenig zu viel dafür. Trotzdem würde ich es gerade Familien mit Kindern sehr empfehlen. Hätte ich etwas besser geplant, hätte ich es erst heute gemacht, weil ich eh dort in der Nähe mein Auto holen musste.

Am Nachmittag kam endlich die Sonne und damit auch die Wärme. Gutes Wetter für einen Spaziergang durchs Zentrum, in dem übrigens fast alle Läden offen hatten. Zuerst habe ich mal den Foodmarket angesteuert, viele tolle Stände mit Essen aus verschiedenen Ländern. Quirlige angenehme Atmosphäre.

Danach bin ich nur noch etwas rumspaziert, hab mir eine Hop On – Hop Off-Tour mit dem Tram gegönnt und hab ein bisschen Zeit am Fluss (mit dem klarsten Wasser, wo man sogar Aale sieht) verbracht. Zurück im Jailhouse habe ich mich noch auf eine Joggingrunde gemacht. Leider hat meine Joggingapp gestreikt wegen schlechtem GPS-Empfang, ich hätte zu gerne am Schluss der Reise auch noch eine Erinnerung via dieser App.

Bis zum Abendessen war dann auch meine Zellengenossin zurück und wir haben uns ein wenig ausgetauscht. Sie ist für 5 Monate unterwegs, hat aber ihre Reise auch erst begonnen und ist jetzt heute per Bus nach Queenstown weiter.

Ich hab heute endlich mein Auto in Empfang genommen. Das mit dem links fahren war nicht mehr wirklich ein Problem, nachdem ich jetzt schon 1.5 Wochen als Mitfahrerin bei verschiedenen Leuten dabei war. Aber wie oft ich den Scheibenwischer betätigt habe, weil ich den Blinker setzen wollte, kann ich gar nicht sagen ;).

Ich bin nun auf dem Weg nach Dunedin, da werde ich 3 Nächte bleiben.

Das Alleinsein ist wirklich ok, aber manchmal fühlt man sich auch einsam…. Aber das fühlt man sich hin und wieder ja auch zu zweit. Ich geniesse es zumindest, das zu machen oder eben nicht zu machen, wozu ich gerade Lust habe.